Mittwoch, 1. Februar 2023

Gretna Green

Heute möchte ich euch etwas über Gretna Green erzählen. Habt ihr denn schon mal etwas über dieses Örtchen in Schottland gehört? Die älteren unter euch werden sich vielleicht noch an die Schlagzeilen aus den 1970er Jahren in der Presse erinnern, wo prominente "Kinder" mit 16 Jahren dort ohne Erlaubnis der Eltern geheiratet haben. Ich erinnere mich an Susanne Uhlen, die in der Zeit im Alter von 16 Jahren dort einen Studenten heiratete. Die Ehe wurde kurze Zeit später annulliert und die Presse berichtete darüber sehr ausführlich. 

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Gretna Green liegt in Schottland, kurz hinter der englisch-schottischen Grenze. Der Ort hat nichts besonderes an sich, außer die Genehmigung, junge Menschen ab 16 Jahren ohne Einverständniserklärung der Eltern dort zu trauen.

Jetzt fragt ihr euch bestimmt, warum ich über Gretna Green schreibe. Nein, wir haben da nicht geheiratet. Aber als wir auf unserer Rundreise durch GB auch in Gretna Green gehalten haben, erinnerte ich mich wieder an die Geschichten und das schottische Hochzeitsparadies. Das ich diesen Ort jemals besuchen würde, daran hätte ich nie gedacht. Aber wie das so ist, wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erleben.

Einen knapp 9 minütigen Fernsehbericht aus dem Jahr 1966 über das Heiraten in Gretna Green habe ich hier in der ARD-Mediathek gefunden. Das Video solltet ihr unbedingt anschauen. Es wirkt heute alles wie aus der Zeit gefallen.



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Auch bei Wikipedia findet man einige Infos zu Gretna Green. Ich habe sie hier mal aufgeführt:

Gretna Green ist ein Dorf in Südschottland an der Grenze zu England. Auf der alten Postkutschenroute von London nach Edinburgh war Gretna Green das erste Dorf in Schottland. Heute liegt es sehr dicht an der Autobahn A 74 (M).

Gretna Green gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Hochzeitsorten der Welt; jährlich werden dort etwa 5000 Ehen geschlossen. Der Ort wurde über 200 Jahre lang von minderjährigen Paaren aus England, bald aber auch aus Teilen des übrigen Europas zur Hochzeit aufgesucht, weil sie hier ohne Erlaubnis der Erziehungsberechtigten eine Ehe schließen konnten. Als wir den Ort besuchten, war auch gerade ein Paar auf dem Weg in die Hochzeitsschmiede.



Lange Zeit galten in Großbritannien keine festen Regeln zur Schließung einer Ehe. Im Jahre 1753 verabschiedete das britische Parlament den Lord Hardwicke’s Marriage Act, der unter anderem für eine Heirat zwischen Minderjährigen die Einwilligung der Eltern forderte. Dieses Gesetz galt nur für England, nicht aber in Schottland. Dort durften weiterhin Jungen mit 14 und Mädchen mit 12 Jahren eine Ehe ohne elterliche Zustimmung schließen.

Diese Regelung sprach sich schnell herum: Viele minderjährige Paare flohen aus England und das erste Dorf hinter der schottischen Grenze war Gretna Green. Das schottische Gesetz verlangte seinerzeit zu einer Eheschließung lediglich eine Erklärung in Anwesenheit von zwei Zeugen, so dass beinahe jeder zur Abnahme einer Ehezeremonie berechtigt war. In Gretna Green hatte sich der Schmied als Amtsperson für die Eheschließung etabliert. Die Hochzeiten fanden in seiner Schmiede statt, und der Amboss bekam bei den dortigen Trauungen eine besondere Bedeutung. Die Trauungen wurden vor dem Amboss durchgeführt und zum Ende der Zeremonie mit einigen Hammerschlägen auf den Amboss bekräftigt.

Über mehr als 200 Jahre wurden Minderjährige hier getraut. Es kam immer wieder zu dramatischen Szenen, da Väter ihr Kind auf dem Weg verfolgten und versuchten, die Hochzeiten in letzter Minute zu verhindern.

Ab 1856 verlangte das schottische Gesetz, dass die Ehepaare vor der Eheschließung sich mindestens 21 Tage in Schottland aufgehalten haben müssen. Diese Regelung wurde 1977 wieder aufgehoben. 1929 wurde das Mindestalter für eine Eheschließung auf 16 Jahre heraufgesetzt, wobei immer noch keine elterliche Einwilligung verlangt wird.

Gretna Green heute:

Die Schmiede, um das Jahr 1712 gebaut, wurde zum Zentrum dieses Heiratshandels. Sie wurde bereits im Jahr 1887 in eine öffentliche Touristenattraktion umgewandelt. Heute kommen täglich hunderte von Touristen aus dem In- und Ausland nach Gretna Green in die Schmiede, die längst zu einem Museum umgebaut ist. Es gibt eine Ausstellung und drei Trauzimmer, die alle mit einem Amboss versehen sind. Darüber hinaus finden sich hier umfangreiche Souvenirshops und ein Selbstbedienungsrestaurant. Zu den sonst wenigen Häusern Gretna Greens gehört auch ein Hotel.

  • In ihrem Roman "Stolz und Vorurteil" erwähnt Jane Austen Gretna Green als mögliches Ziel der flüchtigen minderjährigen Lydia Bennet mit dem Offizier Wickham.
  • Auch in "Theodor Fontanes Frau Jenny Treibel" schlägt Leopold seiner Liebe Corinna vor, insgeheim in Gretna Green zu heiraten.
  • Im deutschen Spielfilm "Sieben Ohrfeigen" von 1937 heiraten Willy Fritsch und Lilian Harvey als Filmpaar in Gretna Green.
  • Die deutsche Produktion "Sie heirateten in Gretna Green" (1965) dokumentiert die Heiratspläne eines jungen Berliner Paares.
  • Die Schlussszene des Spielfilms "Balduin, der Ferienschreck" von 1967 mit Louis de Funes spielt ebenfalls in Gretna Green, Drehort war allerdings die Gegend um den Puy de Dôme in der Nähe von Clermont-Ferrand.
  • 1975 veröffentlichte Joana als Abgesang auf eine missglückte Beziehung den Song "Und mit Dir wollt’ ich mal nach Gretna Green".
  • Der spätere deutsche Außenminister Joschka Fischer heiratete 1967 seine erste Frau in Gretna Green.
  • In dem 2012 erschienenen Film „Rosamunde Pilcher – Ungezügelt ins Glück“ ist Gretna Green der Hochzeitsort einer Scheinehe.
  • In der Folge 7 der 2. Staffel der Serie "Downton Abbey" will Lady Sybil (Jessica Brown Findlay) den Chauffeur Branson (Allan Leech) in Gretna Green heimlich heiraten.
  • In der Netflix-Serie "Bridgerton (Staffel 1; Folge 6)" möchte Colin Bridgerton zunächst mit Marina Thompson durchbrennen und in Gretna Green schnell heiraten.



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Durch diesen "lucky arch" gehen die Brautpaare in die Hochzeitsschmiede


Der Ort war im Grunde unspektakulär, zum Glück nicht mehr so scheußlich wie im Video der Sendung Panorama von 1966 . Manches war ganz nett, obwohl der Ort wie schon erwähnt, sehr kommerziell ist. Es gab auch einige Fotomotive. 

Besonders nett und niedlich fand ich den gehäkelten Briefkastentopper. In England ist es zur Zeit Mode, die Briefkästen passend zur Gelegenheit zu verschönern. Zum Jubiläum der Queen wurden die Kästen mit der Queen, ihren Corgis, Krone und Co. verschönert. In Gretna Green war es ein schottisches Hochzeitspaar. Ich fand das ganz reizend und so liebevoll gemacht.

Und wir haben auch unter den Rock des Schotten geschaut . . . oops . . .




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2 Kommentare:

  1. Was hat du viele Infos über diesen Ort zusammengestellt, liebe Karin, richtig spannend zu lesen. Vielen Dank dafür.
    Liebe Grüße
    Sigrid

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    1. Liebe Sigrid,
      das freut mich sehr, dass ich dein Interesse wecken konnte. Ich hab gedacht, wenn ich schon Fotos von Gretna Green zeige, dann muss ich auch einiges über den Ort und seine Sehenswürdigkeiten erzählen.
      Herzlichst Karin

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