Gestern gab es mal wieder etwas aus der Südtiroler Küche. Natürlich selbstgemacht. Unsere Liebe für Südtirol entstand Anfang der 1980er Jahre in Dorf Tirol, oberhalb von Meran. Die Landschaft und die Menschen in der nördlichsten Provinz Italiens sind einfach wunderbar. Und einige Freundschaften haben wir dort auch geschlossen. Ich war als Kind schon Ende der 1960er Jahre mit meinen Eltern in Dorf Tirol und fand es da schon toll. Wie schon erwähnt fahren wir seit den 1980ern sehr oft und gerne zum Wandern nach Südtirol. Auch in die Dolomiten, z.B. nach Villnöß (dem Geburtsort Reinhold Messners), Tiers, Sexten, und auch nach Sand in Taufers, Meran und Lana. Damals war das Erreichen eines Bergdorfes mitunter recht abenteuerlich, da die Straßen damals noch nicht so gut ausgebaut waren wie heutzutage. Etliche Abenteuer haben wir da erlebt und mich haben diese Sträßchen damals einige Nerven gekostet, aber der Weg war das Ziel und entschädigte immer.
In ganz Südtirol kann man wunderbar und sehr vielseitig speisen. Uns gefällt besonders gut die bodenständige, bäuerliche Küche. Heutzutage wird beides oft mit moderner und italienischer Küche kombiniert und der Geschmack ist einfach großartig. Oft kann man sich nicht entscheiden, was man bestellen soll, die Auswahl ist einfach zu verlockend und zu vielseitig.
In Sand in Taufers, das liegt im Pustertal, haben wir Ende der 1980er Jahre "Tirtlen" kennengelernt. Jeden Samstag wurden sie in unserer Pension frisch gebacken und sämtliche Gäste freuten sich mit der Familie auf das große Schlemmen. Herrlich. Tirtlen sind sehr leckere, große Teigtaschen, die auf vielfältige Art gefüllt und anschließend in heißem Öl ausgebacken werden. Jeder Ort und jede Hausfrau wird für die Füllungen sein/ihr eigenes Rezept haben. Aber lecker sind sie alle. Oft bekommt man sie auch auf Jahrmärkten, an Markttagen und sogar in einer Bäckerei habe ich schon welche gesehen. Ich habe euch hier die Füllungen aufgeschrieben, die wir in Sand in Taufers kennengelernt haben. Man konnte gar nicht sagen, welche herzhafte Füllung einem besser geschmeckt hat. Zum Abschluss des Essens gab es dann süße Tirtlen, die mit Marillenkonfitüre gefüllt waren..
Jetzt war es mal wieder an der Zeit, Südtirol ins Rheinland zu holen und leckere Tirtlen zu backen. Und da gestern gerade Samstag war, passte es besonders gut. Ich hatte mich aber nur für eine Füllung entschieden, die mit Kartoffeln. Das folgende Rezept ist für ca. 30 handtellergroße Tirtlen. Ich habe für 14 Stück ungefähr die Hälfte des Teiges gebraucht und die angegebene Menge für die Kartoffel-Topfen-Füllung. Die andere Hälfte des Teiges habe ich gut verpackt eingefroren. Mal sehen, wie der Teig nach dem Auftauen sein wird.
Fingerfood auf Südtiroler Art: Tirtlen |
Südtiroler Tirtlen
für den Teig:
- 250 g Roggenmehl 1050er
- 250 g Weizenmehl 405er
- 2 Eier
- Salz
- 30 g weiche Butter
- lauwarmes Wasser nach Bedarf (ca. 150ml)
aus allen Zutaten einen geschmeidigen, nicht zu festen Teig kneten. Ihn zu einer Rolle formen und in Folie verpackt eine Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen.
für die Füllungen:
- 200 g gekochte, grob geraffelte Kartoffeln
- 200 g Magerquark (Topfen)
- 1 Bund Schnittlauch, in Röllchen geschnitten
- Salz
- oder:
- 200 g gehackter Spinat
- 200 g Magerquark
- 1 Knoblauchzehe
- eine kleine Zwiebel, fein gewürfelt
- Salz, Pfeffer, Muskatnuss
- oder
- gekochtes Sauerkraut
- Zwiebel, fein gewürfelt und angeschwitzt
- Kümmel, Lorbeer, Wacholder
- oder
- gekaufte Marillenkonfitüre bzw. selbstgekochtes Aprikosen - Marmelädchen
- Rapsöl zum Frittieren
aus der Teigrolle Scheiben abschneiden und jede Scheibe mit Hilfe eines Teigrollers zu einem Kreis sehr dünn ausrollen. Die gewünschten Füllungen bereit stellen. Nun etwas Füllung auf einen Teigkreis geben und mit einem weiteren Kreis abdecken und die Ränder mit der Gabel festdrücken und auf ein Tuch legen.
So fortfahren bis der Teig aufgebraucht ist. Den Teig kann man auch sehr gut durch die Nudelmaschine drehen und ihn rechteckig ausschneiden und füllen.
In einer Friteuse * das Rapsöl auf ca. 175°C erhitzen. Mit einem Holzlöffelstiel die Temperatur prüfen, sobald kleine Blasen am Löffelstiel aufsteigen ist das Öl heiß genug. Nun nacheinander die Tirtlen auf beiden Seiten golden ausbacken.
* mein Tipp: wer einen Wok hat, sollte den zum Frittieren nehmen. Das Öl kann man darin auf höchster Herdstufe recht schnell erhitzen. Im Wok benötigt man nicht so viel Öl wie in einem hohen Topf oder einer Friteuse und durch die nach oben hin weiter werdende Wokform kann man einige Tirtlen auf einmal frittieren.
Sind die Tirtlen schön golden gebacken, nimmt man sie mit einem Schaumlöffel heraus und lässt sie auf einem Küchenkrepp abtropfen. Nun kann direkt serviert werden. Die Tirtlen schmecken aber auch noch abends kalt, falls mal welche übrig bleiben . . . Dann aber bitte die Tirtlen nicht abdecken.
das Making - of der Tirtlen |
sehen sie nicht zum Anbeißen aus? |
Tirtlen mit Kartoffel - Topfen - Füllung ich hätte den Teig noch ein wenig dünner ausrollen können . . . |
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Blick auf den Schlern und die Dolomiten Foto aufgenommen in der Nähe des Gampenpasses, auf dem Weg Richtung Lana |
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